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TRENDVIEWS of FASHION, ARTS & LIFESTYLE


Donnerstag, 30. Juni 2016

Deutsche Telecom meets Fashion!


Deutsche Telekom präsentierte ihre neue Initiative FASHION FUSION CALLENGE auf der #FASHIONTECH


The future starts tomorrow! Unter diesem Motto lud die FASHIONTECH ins Kühlhaus auf dem Messegelände der Premium ein. Dort präsentierte am Mittwoch auch die Deutsche Telekom ihre neuste Initiative, die "Fashion Fusion Callenge". Dieser internationale Ideenwettbewerb sucht visionäre Konzepte, die Hightech und Fashion miteinander verknüpfen. "Bei FASHION FUSION geht es uns nicht um reine "blink-blink-Modelle", sondern um relevante, funktionale, nachhaltige und gefragte Smart Fashion und Services, die das Leben der Menschen langfristig bereichern", erklärt uns Antje Hundhausen, Vice President Brand Experience Deutsche Telekom und Projektverantwortliche für FASHION FUSION.

links: Antje Hundhausen (Telecom) | rechts: Lisa Lang (ElektoCouture)



Im Rahmen des internationalen Ideenwettbewerbs will man europaweit jungen Talenten mit Hilfe von
Experten aus Industrie, Mode und Startup-Szene helfen, visionäre Konzepte für Hightech-Kleidung, Wearables oder digitale Lifestyleprodukte zu verwirklichen und marktfähig zu machen. Für die Realisierung der Innovationsinitiative hat der Konzern diverse Partner gewonnen. Darunter der Technologieanbieter Intel sowie das Innovations-Magazin Wired Germany.


Die Jurymitglieder der "Fashion Fusion Challenge" mit Models (Foto: Deutsche Telecom)


Vor Ort konnten potentielle Bewerber und Smart Fashion Interessierte auf dem FASHION FUSION Stand der Telekom einen ersten Eindruck gewinnen, in welche Richtung sich die Mode von morgen entwickeln kann. Bei der Panel-Diskussion zum Thema "Unfolding the Future of Fashion and Technology" auf der FASHIONTECH-Bühne haben die FASHION FUSION Jurymitglieder Dirk Schönberger (adidas), Lisa Lang (ElektoCouture), Gesche Joost (Universität der Künste Berlin), Monika Lischke (Intel) und Antje Hundhausen (Deutsche Telekom) ihre Visionen für den Wettbewerb und die gesamte Branche vorgestellt.



Panel-Disskusion mit Blick auf das Podium im Kühlhaus während der Fashiontech (Fotot: Deutsche Telecom)


Die Digitalisierung ist der treibende Faktor, der alle Branchen gerade von Grund auf verändert. Auch die Modeindustrie steckt im Wandel. Es findet eine starke Automatisierung von Prozessen statt, während andererseits neue Technologien wie Augmented Reality oder 3D-Druck interessante neue Möglichkeiten bieten. In dieser Aufbruchsstimmung fungiert die Deutschen Telekom mit FASHION FUSION als Enabler und bringt junge Talente mit wichtigen globalen Playern zusammen. Der Ideenwettbewerb gibt jungen Talenten aus Europa die einmalige Chance, mit Hilfe von Experten aus Industrie, Fashion-Branche und Startup-Szene ihre Konzepte für Hightech-Kleidung, Wearables oder digitale Lifestyle-Produkte zu verwirklichen und marktfähig zu machen.





Die Bewerbungsphase für den Wettbewerb läuft ab sofort. Bis 1. August können Studenten,
Berufseinsteiger und Startups aus den Bereichen Mode, Design und Technologie ihre Konzepte in drei Kategorien einreichen: Connected Devices & Accessories, Digitally Enhanced Fashion und Smart Services. Herzstück der Challenge ist das Fashion Fusion Lab: ein dreimonatiger Workshop, bei dem bis zu zehn ausgewählte Teams an der Weiterentwicklung ihrer Entwicklungen arbeiten können. Gemeinsam mit Experten aus der Industrie und Spezialisten aus den Bereichen innovative Mode und Technologie produzieren sie von Mitte September bis Mitte Dezember qualitativ hochwertige Prototypen ihrer Konzepte. Das beste Team erhält darüber hinaus ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro und die Chance, seine Kreation gemeinsam mit der Deutschen Telekom und ihren Partnern bis zur Marktreife weiter zu entwickeln.


Weitere Informationen zum Ideenwettbewerb Fashion Fusion unter: fashionfusion.telekom.com

Text und restliche Fotos @CircusMag Ruth-Janessa Funk

Sonntag, 26. Juni 2016

circus mag: The Floating Piers - Christo am Iseosee, Italien

circus mag: The Floating Piers - Christo am Iseosee, Italien: Das Kunst-Happening im Sommer 2016 Gastbeitrag von Juliane Rohr

The Floating Piers - Christo am Iseosee, Italien




Das Kunst-Happening im Sommer 2016
Gastbeitrag von Juliane Rohr




Sieben Frauen fahren gemeinsam in einem VW-Bus an einem Juni-Montag zu Christos „The Floating Piers“ an den Lago d’Iseo. Das klingt verführerisch, zumal nach dem ersten Wochenende die erste Welle des Besucheransturms auf das Großprojekt abgeebbt sein müsste.



Nichts da - wir kommen gar nicht bis an den See. Schon vor Iseo wird unsere Truppe von der Polizei auf irgendeinen Parkplatz an einem Mini-Fußballstadion abgefangen und zum Parken verdonnert. 200 Meter weiter - zu Fuß über einen Feldweg - fange ich an zu zweifeln, ob der Ausflug wirklich so eine gute Idee war: Wir stehen an einem riesigen Parkplatz vor einem Möbelhaus und sind definitiv nicht die einzigen, die auf den Shuttlebus nach Sulzano warten. Von dort aus kämen wir auf den ersten Steg, der zur Monte Isola führt... Glück. Es geht schneller als erwartet und nach einer guten halben Stunde spuckt uns der stickig, überfüllte Bus in dem Örtchen am Iseosee wieder aus. Erster Blick: Polizei, Ordner, Absperrgitter und Menschengewirr. Eine Mischung aus Woodstock und Disneyland.



Der bereits auf den Bürgersteigen ausgelegte, wegweisende, orangefarbene Teppich lockt dann doch. Ruck zuck – dank gewitzter Abkürzung entdeckt von einer Freundin über den Christo-Fan-Shop - gelangen wir auf den ersten schwimmenden Wanderweg. Und sind sofort verzaubert. Barfuß geht es über den Stoff, der dekorative Falten wirft und sich fast wie Sand anfühlt, selbst am Rand, wenn Wasser darüber schwappt. Berühren der Kunst ist ausdrücklich erlaubt. Jeder wird hier zum Teil des Kunstwerks. Der schier unendliche Menschenstrom, der sich über das Wasser schiebt, verteilt sich auf dem 16 Meter breiten Weg erstaunlich gut. Abgrenzungen zum Wasser gibt es nicht, das würde den Zauber zerstören – alle paar hundert Meter stehen allerdings Guards und rote Schlauchboote sind für Notfälle im See unterwegs.



Christo beschenkt und verführt uns die nächsten Stunden auch mit dieser Traumkulisse: Der in der Sonne funkelnde See, dahinter erheben sich steile Berge, auf der Monte Isola drücken sich die Häuser malerisch an den Berg und wirken wie eine Theaterkulisse. Ständig ziehen uns neue Blicke in den Bann, verschieben sich die Sichtachsen auf den orangen Linien, die über dem Wasser schweben.


Eigentlich sind die Floating Piers nutzlos, das sagt der bulgarisch stämmige Künstler sogar selber. Ja, man kann drüber laufen, aber ist es Kunst? Öffentliche Kunst – Kunst für alle. Es geht um Gefühle: sehen, sich bewegen, barfuß fühlen und genießen. Die Atmosphäre ist es, die einen ganz und gar gefangen nimmt. Wasser, Wellen, Wind und Wärme – kitschiger geht es kaum. Der Aperol Sprizz und ‘ne dicke Tüte salzige Chips schmecken uns mit Blick auf die Insel San Paolo und deren orangefarbener Umrandung besonders gut.




Warum nicht im Chaos der immer lauter werdenden Weltgeräusche von Populismus, Brexit usw. einfach mal Schönheit und Freude pur schenken? „Grazie Christo“ rufen die Menschen auf den Wasserwegen, als der Künstler tatsächlich mit einem doppelstöckigen Boot vorbeirauscht.  




Diese Stege sind ein Eingriff in die Landschaft des Iseosees. Von oben wirken sie wie ein abstraktes Gemälde. Typisch für den 81jährigen, knöpft er sich auch Architektur vor und verändert sie – wie am Reichstag 1995 in Berlin oder 1994 im Schraubenmuseum von Mäzen Reinhold Würth im schwäbischen Gaisbach. Seine Kunsteingriffe kann man auch nicht mögen, ihnen mit Skepsis und Kritik begegnen. Schon weil sie als Großprojekte die Umgebung in den zwei Wochen ihres Daseins nachhaltig verändern. Keine Frage.

Uns sieben Frauen aber haben die Stunden auf dem Iseosee mit die magischsten Momente des Jahres geschenkt. Und den vielen Menschen, denen wir dort begegnet sind wohl auch – zumindest ihrem Lächeln nach zu urteilen.

http://issuu.com/tokipoki/docs/christo_the_floatingpiers_2016_jr?e=2194082/36787226
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Fakten: 3 Kilometer führen die Stege über den Iseosee zur Monte Isola und San Paolo-Insel
Sie sind 16 Meter breit und 35 Zentimeter hoch
220 000 Kunststoff-Schwimmwürfel werden von
100 000 Quadratmetern safrangelbem Polyamidgewebe umhüllt, das je nach Lichteinfall gelb, orange oder rötlich wirkt.
190 Ankern halten die Stege.
Kosten 15 Mio. Euro, die Christo mit Verkauf von Kunst rund um das Projekt selbst aufbringt.
22 Monate brauchte er für die Realisierung des Projektes. Die erste Idee dazu hatte Christo schon vor 46 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude eigentlich für das Rio de la Plata Bassin in Argentinien, aber die Behörden dort gaben kein Go.

Mehr Infos unter www.thefloatingpiers.com

Noch bis zum 3. Juli 2016
Der Eintritt ist frei.
Eigentlich 24 Stunden zugänglich -  zwischenzeitlich waren die Stege nachts für Wartungsarbeiten gesperrt einfach auf der webseite checken
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Text & Fotos ©2016 Juliane Rohr


Dienstag, 21. Juni 2016

"CENDRILLON" von Jules Massenet in der Komischen Oper Berlin


Das Märchen vom Aschenputtel oder auch "Cindarella" in der Walt-Disney Variante, gehört zur Kindheitserinnerung für fast jeden von uns. Der französische Komponist Jules Massenet machte daraus 1899 eine romantische Oper und der venezianische Regisseur Damiano Michieletto inszenierte an der Komischen Oper Berlin zu eine moderne Märchen-Oper im tristen Ballettsaal (Bühne: Paolo Fantin), teils Krankenstation und zwischendurch Feenwald. Regisseur Damiano Michieletto macht aus der Oper die Tragödie einer Tänzerin.

Natürlich gibt es die böse Stiefmutter (die strengen Madame de la Haltière  führt eine Balletschule), die beiden Stiefschwestern (Noémie und Dorothee, gemein wie wir sie aus dem Märchen kennen) und jede Menge Feen (als ältere Damen), die dem Mädchen Lucette (Aschenputtel) in ihrer schwierigen Situation zur Seite stehen. In "Cendrillon" lebt der Vater (Witwer Pandolfe) von Lucette, wunderbar gesungen von Werner Van Mechelen. Pandolfe steht unterm Regiment von Madame de la Haltière, die auch ihre neue Ehe wie im strengen Regiment wie die der Ballettschule führt.


Nadja Mchanfa (Cendrillon), Statisterie
Foto: Monika Rittershaus

Das Mädchen Lucette wollte hoch hinaus, nicht träumend, sondern tanzend und ist nach einem tragischen Unfall auf der Bühne ans Krankenbett gefesselt. Wie Cendrillon, das Aschenputtel, kämpft sie gegen schmerzvolle Einsamkeit, Selbstzweifel und Angst. Statt Prinzessin sucht der Prinz eine Tanzpartnerin. Die Sopranistin Nadja Mchantaf singt, spielt und tanzt Lucette und ist eine wunderbare Besetzung für die Titelpartie.

Karolina Gumos (Le Prince Charmant), Nadja Mchantaf (Cendrillon)
Foto: Monika Rittershaus

Karolina Gumos (Le Prince Charmant), Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Foto: Monika Rittershaus
Nadja Mchantof (Cendrillon), Mari Eriksmoen (La Fée), Statisterie
Foto: Monika Rittershaus
Im Hospital allein sinkt Lucette in einen märchenhaften Schlaf: Sind es Geister und Feen, die ihr im Traum erscheinen? Und zu ihrer hellen Freude: Sie ist geheilt,  kann wieder tanzen und kehrt gesund zurück zu ihrem »Märchenprinzen«.

Am Ende klappt es also mit dem Prinzen, auch wenn die Umwege etwas anders verlaufen wie im Märchen. Der Prinz "Charming" ist zwar eine Frau (Karolina Gumos), was ein bisschen irritiert, es gibt doch so viele schöne junge Männer, aber als modernes Märchen passt es vielleicht besser, bei all der Transgender-Diskusssion derzeit in der Mode, warum nicht auch auf der Bühne!




Von Rossinis La Cenerentola über ein halbes Dutzend weiterer Vertonungen im 19. Jahrhundert bis hin zu Prokofjews Ballett und dem gleichnamigen Walt-Disney-Musical – das Märchen vom Aschenputtel gehört zu den beliebtesten Stoffen auf den Bühnen der Musiktheater.

Jules Massenets Vertonung, uraufgeführt 1899 an der Pariser Opéra-Comique, erlebte nach ihrer Premiere einen Siegeszug über die Welt. Inmitten der Belle Époque traf der seinerzeit erfolgreichste Komponist Frankreichs den Nerv einer Zeit gesellschaftlicher und technischer Umbrüche, in der die Sehnsucht nach kleinen Fluchten aus einer Wirklichkeit, welche die Menschen zunehmend überforderte, ins Unendliche wuchs. Massenet betont die verzauberte, traumhafte Seite der Geschichte und verleiht seinen Märchenfiguren menschliche Züge.


Cendrillon von Jules Massenet
Oper in vier Akten, in französischer Sprache
Dauer: 2h, 45 Minuten (eine Pause)

Nächste Vorstellungen sind am 26., 29. Juni und 2., 10. Juli 2016.
Komische Oper Berlin
Behrenstrasse 55-57
10117 Berlin
www.komische-oper-berlin.de/karten/

Montag, 20. Juni 2016

CIFF KIDS brings back the TREND SHOW

 
CIFF KIDS SS17 takes place at Forum, in the heart of Copenhagen. This season the organizers bring back the Trend Show in a new refreshed edition, styled by Katrine Roug, the editor-in-chief at the Danish kids’ fashion and lifestyle magazine - Keiki Magazine.

CIFF KIDS continues to house both the lifestyle and fashion segments with top Scandinavian and International brands participating. Copenhagen with its lights, life, architecture and famously livable environs, stands as strong inspiration for the new CIFF KIDS SS17 campaign. Clean and simple, the campaign, photographed by Dennis Stenild, captures the raw youth beauty in a Copenhagen scene.

Artistic, cool, green, cosmopolitan and overflown with design, culture and history, Copenhagen offers one of Europe’s most seamless experiences. Don't miss the fair and Pre-register now for the next CIFF KIDS edition, 10th and 11th of August 2016 and follow the fair on Instagram and Facebook to get the newest updates from the fair. 

Samstag, 18. Juni 2016

9. Berlin Biennale for Contemporary Art - ESMT European School of Management and Technology

Bereits zum neunten Mal ist Berlin Schauplatz der Biennale für zeitgenössische Kunst: Der Titel „The Present in Drag“ wurde vom New Yorker Kollektiv DIS konsequent in Programm umgesetzt.
Hyperreale Gegenwelt oder hypervirtuelle Realität? Das Spiel um Verhüllung und Transparenz, Kunst und Kommerz, Realität und Virtualität zieht sich durch alle fünf Ausstellungsorte.

Heute, 16 Uhr nehmen wir (meine Tochter und ich) an einem moderierten Rundgang durch die Ausstellung im ESTM,  European School of Management and Technology teil. Die private Management-Schule befindet sich im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR, mitten im Zentrum Berlins am Schlossplatz 1. Das Gebäude wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut und repräsentierte die höchste Einrichtung der DDR-Regierung. Das Interieur ist nachhaltig von der sozialistischen Ära geprägt. Vom Balkon dieses Portals rief Karl Liebknecht 1918 die „freie sozialistische Republik“ aus.

Eingangsbereich der ESTM,  European School of Management and Technology mit
seinem sozialistischen Interior


Der Ausstellungsort könnte nicht besser gewählt sein um die Widersprüchlichkeit des Titels der Biennale auszudrücken. „The present in drag“ was ungefähr als „Die verkleidete Gegenwart“ übersetzt werden kann. Alle Beiträge in diesem Ausstellungsort spielen mit einer Art Werbeästhetik.

Im Foyer, wie auch im Eingangsbereich der Ausstellung im ersten Stock sehen wir die Installation "Expansion Curves" der Künstlerin Katja Novistkova. Ihre Installation besteht aus drei Arbeiten, die jeweils eine Kombination aus Bildmaterial (Trophäenhörner als eine Art Skulptur) und computergenerierten Bilder (Feuerflammen auf Plexiglasaufsteller) sind. Katja Novitskova, geboren 1984 in Tallin, Estland und zu Hause in Amsterdam ist eine "Digital Native" und produziert Ihre Werke aus den Ressourcen der digitalen Welt.

die Installation "Expansion Curves" der Künstlerin Katja Novistkova


Die Hörner sind zugleich Trophäen und materielle Informationsgrafiken zu Zeit und Ressourcen: Pegelstände für Wachstum, Verfall und Entropie. Die uralten Formen werden auf ein Medium gedrückt, das in der zeitgenössischen Werbung Verwendung findet. Die Flammen suggerieren eine Kultstätte und eine ritualhafte Atmosphäre, in der die zugrundeliegenden Kulte auf einem durchgängigen Zeitstrahl koexistieren.

"Blockchain Visionaries" von Simon Denny


Im ersten Stock wartet im ersten beiden Ausstellungsräumen Simon Dennys großartige Arbeit über virtuelle Währungen.  Simon Denny,1982 in Auckland, NZ geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Selbstdarstellung und Selbst-Branding von Staaten und Firmen interessieren Simon Denny schon länger. Blockchain Visionaries bezieht sich auf drei echte Firmen: Ethereum, 21 Inc und Digital Asset Holdings, die an der Spitze der Entwicklung dezentralisierter Währungsplattformen und der Blockchain stehen, einer dezentralisierten Datenbanktechnologie für Transaktionen, die die Grundlage der staatenunabhängigen Kryptowährung BitCoin bildet.

"Das Aufkommen von Bitcoin und die rasch um sich greifende Debatte über Kryptowährungen hat mehrfach ihre Schwerpunkte verlagert, seit der sagenumwobene „Satoshi Nakamoto“ 2009 die beliebteste alternative, digitale Währung aus der Taufe gehoben hat. Was zunächst wie eine alternative Zahlungsmethode daher kam, die jenseits von Staatsgrenzen und der Kontrolle durch Banken funktioniert, hat sich als Inspirationsfunke für weitere alternative Strukturen, Netzwerke und Systeme abseits der üblichen Geld- und Handelswege entpuppt. Für zahlreiche UnternehmerInnen, JournalistInnen, TheoretikerInnen und KünstlerInnen hat Blockchain zu starken Schlussfolgerungen hinsichtlich der Evolution des liberalen Wirtschaftssystems und der Zukunft von Nationalstaaten, Finanzaufsicht, Planung, Regulierung, Autonomie, Regierungsfähigkeit und anderer grundlegender Fragen geführt. Die Vorstellung, dass Gesetze und Regularien von Computercodes abgelöst werden und von einem nicht zu korrumpierenden Netzwerk ersetzt werden könnten, das allen und niemandem gehört, ist eine machtvolle Idee. Sie hat sich als großartiges Modell erwiesen, das zum Träumen anregt und uns abweichende wie vielfältige neue (und nicht so neue) Geschichten darüber zu erzählen erlaubt, wie sich die Welt in Zukunft organisieren könnte. Izabella Kaminskas Beiträge im Financial-Times-Blog Alphaville, die sich häufig auf herausragende Firmen und VisionärInnen wie etwa 21 Inc und Balaji Srinivasan konzentrieren, haben mir die Macht dieser Geschichten aufgezeigt. Im Kontext meiner Präsentation Blockchain Visionaries (2016) bei der 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, die versucht, die Essenz einiger dieser inspirierenden Geschichten einzufangen, freue ich mich sehr, ihre kritischen Überlegungen zur Blockchain zu hören. Sie gehört zu den stärksten Stimmen, die dazu beitragen, die Versprechen und den Tiefgang der Geschichte der Blockchain zusammenzutragen und zu formulieren.
Simon Denny, Berlin 2016 erschienen auf http://bb9.berlinbiennale.de



Denny hat ein an Handelsmessen erinnerndes Informationsdisplay sowie eine eigene Briefmarke für jede der drei Firmen, die jeweils eine zukünftige Richtung der Blockchain-Technologie verkörpern, entworfen. Mithilfe der Briefmarke, bei dem ein Bild buchstäblich zur Währung wird, hebt Denny die Branding- und Monetarisierungsstrategien der drei Firmen hervor, die wiederum als Verkörperung supranationaler Wirtschaftskonzepte verstanden werden können.


Digital Asset Holdings Installation von Simon Denny

Ethereum Installation von Simon Denny mit der
Metallätzwand im Hintergrund

Denny hat die Briefmarken gemeinsam mit Linda Kantchev, einer Grafik- und Briefmarkendesignerin aus Berlin, kreiert. Das illustrative Potenzial der Briefmarke wird genutzt, um das jeweilige Bestreben der Firmen und die implizite systembezogene Auswirkung auf die Zukunft zu transportieren. Dennys Installation gewinnt dadurch an Brisanz, dass sie im Sitzungssaal des ehemaligen Staatsrats der DDR gezeigt wird. Genau das war ihm auch wichtig. Der im Originalzustand erhaltene Saal wird von einer Metallätzwand im Stil des sozialistischen Realismus dominiert, die Schornsteine eines vergangenen Industriezeitalters zeigt – zusammen mit einer Friedenstaube ist sie ein Monument für die Hoffnung, die Technologie bringen kann.

Im letzten Raum der Ausstellung erwartet uns das Kollektiv GCC. Das Kollektiv GCC - Gulf Cooperative Council (Kooperationsrat der Arabischen Staaten des Golfes) versammelt eine facettenreiche Gruppe von Künstlern, deren Arbeit die politische und kulturelle Perspektive einer neuen Generation auf die gesellschaftlichen Konventionen in den arabischen Ländern des Golfes zum Ausdruck bringt und so ein mehrdimensionales Narrativ erschafft.

Gulf Cooperative Council. Von links: Fatima Al Quadiri, Abdullah Al-Mutairi, Amal Khalaf, Aziz Al Quatami, Barrak Alzaid, Khalid Al Gharaballi, Monira Al Quadiri, Nanu Al-Hamad und Sophia Al-Maria
Das Werk "Positiv Pathways (+)" thematisiert die Tendenz der kapitalistischen Ideologien der arabischen Golfstaaten, die im Kontrast zur reichhaltigen immateriellen Tiefe der eigenen Kultur steht. Im Hintergrund hören wir den übersetzten Text zur Ansprache des Scheichs von Dubai an sein Volk in Zukunft positiver zu denken. Hierzu wurde sogar Anfang des Jahres in Dubai ein Glücksminister benannt. 


"Positiv Pathways (+)" der Künstlergruppe GCC
Die Installation ist eine Laufstrecke, die an die weitverbreiteten, ausgewiesenen Laufstrecken in den Golfstädten erinnert. Im Inneren der Bahn befindet sich eine Figur einer Frau in einer Variante aktueller, in der Golfregion beliebter Kleidung. Sie übt eine Quantum-Touch-Geste in Richtung eines Kindes aus - eine Pseudowissenschaft und eine Geste der Selbstoptimierung inmitten eines gespenstischen Wettkampfes.


einer Frau übt eine Quantum-Touch-Geste in Richtung eines Kindes aus

ESMT European School of Management and Technology
Schlossplatz 1, 10178 Berlin.
bb9.berlinbiennale.de

Nächster moderierter Rundgang am Samstag, 25.6., 16-17 Uhr. 4€ zzgl. Eintritt.
Die 9. Berlin Biennale findet noch bis zum 18. September 2016 statt.

© 2016 Ruth-Janessa Funk

Montag, 13. Juni 2016

William Kentridge im Martin-Gropius-Bau



Zwischen Posie und Politik: Die Werke des südafrikanischen Multimediakünstlers William Kentridge sind seit kurzem im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen.

Der Titel der Ausstellung „No it is!“ trägt – Nein? Doch, ja! Die vorangestellte Negation ist eine Redewendung aus Südafrika, einem Land, das den geraden Weg zum Ziel nicht kennt. Geboren und aufgewachsen in Südafrika erzählen seine Arbeiten von den Vorwärts- und Rücksprüngen seiner Heimat. Da fällt der Bezug zu Flucht, Migration, Diskriminierung die derzeitigen großen Themen Europas nicht schwer.

NO IT IS ! beschwört diesen Widerspruch in Bilder herauf. Die damalige Politik der Apartheid, Sklaventum, Armut, ja auch die Schönheit Afrikas, die wunderbare Musik werden in den ausgestellten Werken in Zeichnungen, Performances, ja multimedial - wie es heutzutage heißt - übersetzt.Wobei er nur auf die Tonwerte von Schwarz in Weiß setzt.

Video: Interview mit William Kentridge aus dem Jahre 2014

William Kentridge studierte Politikwissenschaften und Afrikanistik, wechselte dann zu den schönen Künsten. Er studierte Kunst in Johannesburg, später Schauspiel und Theaterwissenschaften in Paris. Seine Eltern kamen aus Litauen nach Afrika und engagierten sich damals als prominente Juristen in der Anti-Apartheid-Bewegung. Als einer der ersten weißen Anwälte verteidigte sein Vater die Aktivisten rund um Nelson Mandela. Daher sicherlich auch Kentridges Ansatz in der Kunst als Wahrheitfindungskommissionen seiner Heimat zur Aufklärung der Apartheid-Verbrechen.

Er ist nicht nur bildender Künstler, sondern auch Filmemacher, Regisseur, Schauspieler und ein großer Erzähler.

Das Spektrum der hier ausgestellten Werke reicht von klassischer Kohlezeichnungen über die berühmten Georges Méliès gewidmeten Animationsfilme von 2003 und Drawings for Projection (1989 – 2011) bis hin zu dem monumentalen filmischen Fries More Sweetly Play the Dance (2015) und der Rauminstallation The Refusal of Time, (mein Lieblingsteil der Ausstellung) die 2012 erstmals auf der documenta zu sehen war.

Bei aller Traurigkeit – die Musik, das Tempo der Veränderungen reißen jedes Mal mit. Über fünf riesige Tableaux erstreckt sich die Prozession vor einem mit Kohle gezeichneten Landschaftshintergrund. Die lebensgroß projizierten Figuren tanzen einen modernen Totentanz, deren dunkle Silhouette durch die leicht farbige Kleidung Körper-Volumen gewinnt. Sie zerren an Karren, drehen sich im Kreis auf ihrem Weg, führen Luftkämpfe aus, tragen wie Palmwedel die Schattenrisse von Helden-Porträts. Die als Arbeiter, Hausmädchen, Sekretärin angelegten Typen stehen für den afrikanischen Befreiungskampf, doch repräsentieren sie den Wunsch aller Menschen auf Gleichberechtigung – nicht erst im Angesicht des Todes. Der Titel übrigens stammt aus Paul Celans bekanntem Gedicht "Die Todesfuge": "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".

Es ist ein wunderbares Schattentheater wo Licht und Dunkelheit sich abwechseln. Kentridge hat hier eine zutiefst humanistische Botschaft ins 21. Jahrhundert übersetzt.







Im ersten Raum der Ausstellung erwarten uns gleich mehere Videoinstallationen. Kentridge hat Georges Méliès’ „Reise zum Mond“ von 1902 adaptiert. Hier tritt er nun selber als Reisender im adaptieren Video auf. Dem Filmpionier sind drei Videoarbeiten im Entree gewidmet ist. In Kentridge's Version dient als Rakete eine Espressokanne, als Fernrohr die Mokkatasse, als Mond die Untertasse. Man muss wissen, dass Kentridge ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker ist und so gehört die Expressekanne auch im Selbstporträt dazu.

Ob Tinte oder Kaffee, beides sind Kraftstoffe des künstlerischen Schaffens, alles spielt mit, wird Schrift, wird Bild, verwandelt sich zu immer neuen Scherenschnitt-Figuren. Für Kentridge ist es genau diese "Unordnung, das Nachdenken, das Scheitern und all die anderen Dinge, die zum Entstehen des Bildes geführt haben".

"Wunderkammer" bezeichnet zwei Räume der Ausstellung, die uns einen Blick in das Atelier des Künstlers in Johannisburg werfen lassen. Sie gleichen auch ein bisschen jenen fürstlichen Wunderkammern aus dem 17. Jahrhundert – mit ihrem technischen Gerät, Zeichnungen, Grafiken, Skulpturen, persönliche Sammelstücke des Künstlers, darunter Radierungen von Goya, Dürer und Hopper.

Angefangen hat Kentridge mit grob skizzierten Kohlezeichnungen. Er entwickelte sie weiter, indem er sie filmt. Schritt für Schritt bringt er jedes Bild in Bewegung. Da wird mit einem Federpuschel großzügig "gezeichnet", mit Tusche und einem Lappen gewischt. Man muss es live sehen, wie die Motive in Bewegung geraten und am Ende in einen animierten Film fließen. Rückläufe, Überblendungen und Übermalungen gehören zu seinen Tricks. Der Faszination kann man sich kaum entziehen.







Die jüngsten Documenta-Arbeit folgt im nächsten Raum - „The Refusal of Time“ von 2012. Wieder ist Kentridge der Hauptdarsteller und sein Studio die Filmlocation. Ein hölzerner Webstuhl in der Raummitte, Symbol für Industrialisierung und Effizienz, gibt mit seinen Bewegungen symbolisch das Diktat der Zeit vor, gegen die Millers Musik mit der Polyrhythmik Afrikas opponiert.

Die Performerin Dada Masilo demonstriert in der großen Installation, wie man sich nicht nur der Zeit, sondern auch der Wirklichkeit verweigern kann. Der Liebhaber vor dem Ehemann wird einfach unter einer Tischdecke versteckt und, schwupps, ist er im nächsten Bild auch schon verschwunden.

William Kentridge glaubt an die Kraft der Kunst

William Kentridge glaubt an die Kraft der Kunst: als Überwinderin von Zeit und Raum und todtrauriger Realität. Überall entdecken wir jede Menge künstlerische Anleihen aus Europa: Picassos frivolen Faun, Goyas Königin, Dürers "Rhinocerus". Albrecht Dürer & William Kentridge in Double Vision siehe hier>>



Höhepunkt die 44 Meter lange Filminstallation "More Sweetly Play the Dance" im großen Saal.



Mehr Kunsterlebnisse mit William Kentridge gibt es ab 5. Juli. Puppenspiele, Liederabende, "Drawing Lessons" sind im Rahmen des Festivals "Foreign Affairs" im Haus der Berliner Festspiele zu sehen. Bei Dunkelheit wird dann dort die Afrika-Prozession an der Fassade "entlanglaufen".

Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7,
12. Mai bis 21. August 2016; Mi bis Mo 10–19 Uhr.